NORDNORWEGEN / LOFOTEN


Stellen Sie sich vor, es gibt jemand der behauptet, auf den Lofoten gÀbe es den weissesten Sand. Er muss es ja wissen, denn er verarbeitet viele verschiedene Sandsorten in seinen Bildern.
Wozu fliegen dann die Leute in die Karibik oder auf die Malediven, wenn wir diese Sand-QualitÀten in Europa haben?
Nun gut, die Lofoten liegen hoch oben im Norden und dort ist es grundsĂ€tzlich kalt, sehr kalt, und das natĂŒrlich auch im Sommer, natĂŒrlich, was sonst!
Weit gefehlt!
Mein Reisebericht fĂ€hrt Sie im Hochsommer in den Norden auf die Lofoten – eine spektakulĂ€re Inselgruppe, die vom Golfstrom beeinflusst wird. Wir haben mehrmals die Mitternachtssonne genossen und haben festgestellt, dass sich die Luft dadurch nachts gar nicht abkĂŒhlen kann und der Sommer eben auf nordische Weise stattfindet. Deshalb brauchten wir uns auch nicht wundern, wenn die Einheimischen um Mitternacht im knappen Sommerlook durch die Strassen bummeln und wir, eben dem Flugzeug entstiegen, selbstverstĂ€ndlich Jeans tragen und an unserer Wetterjacke den Reissverschluss bis hoch ziehen.


Nach einigen Tagen der Akklimatisation machen wir unsere Pausen wĂ€hrend unserer PKW-Rundreise, wenn es sich ergibt, am Strand und wir finden uns sogar im Wasser wieder – fĂŒr ein Foto! Die Route fĂ€hrt uns von Tromsö aus nach SĂŒden (sicher ist sicher ;-) )und je nĂ€her wir der Inselgruppe der Lofoten kommen, haben wir den Eindruck als hĂ€tten wir es mit den im Wasser versunkenen AlpenkĂ€mmen zu tun. Auf unseren Wandertouren auf Bergpfaden in Meereshöhe, ernĂ€hren wir uns mangels Trinkwasser von sonnenerwĂ€rmten fetten Heidelbeeren.
Wer also der echte Sonnenanbeter ist, kann hier, nördlich des Polarkreises, Sonne satt geniessen – vierundzwanzig Stunden am Tag. Sogar ein Sonnenbrand ist möglich und zwar am Hals und an den Ohren – unglaublich. Sich zum Abendessen nach langer Tour gegen 23 Uhr an einer Klippe niederzulassen, kann das bei aufgehender Sonne tun weil sie gleich hinter irgendeiner Felswand hervorkommen wird.
Genug geschwĂ€rmt vom Sonnenlicht des Nordens im Juli. Wir sind schon lĂ€ngst auf Strecke in Richtung SĂŒden. Wir wechseln von einem Fjordufer zum anderen, geniessen stĂ€ndig neue Perspektiven und haben auch gleich mal zwei Stunden auf eine FĂ€hrĂŒberfahrt zu warten. Derweil holen wir uns frisch gebackenes Brot in einem Laden, machen Picknick und schreiben Karten.
Die Cola-Route auf der anderen Seite drĂŒben ist etwas mehr befahren, wĂ€hrend wir uns die Reise zum Ziel machen und ganz gemĂŒchlich am Ufer unterwegs sind.
Auf einer Schotterpiste versuchen wir einen Stopp zu machen um das neben uns fahrende Hurtigrutenschiff zu grĂŒssen. SpĂ€ter sind wir auf einem kleineren regionalen Postschiff unterwegs, welches ohne anzulegen, die PostsĂ€cke austauscht. Wir sind also im Alltag der Nord-Norweger angekommen und sind gespannt auf weitere schöne Erlebnisse. Zum Beispiel sind nachts Kinder auf ihren Surfbrettern zwischen den Inseln unterwegs oder sie lassen sich von ihren Booten ins Wasser fallen. Huuuuuuuuuuuuuuuuh, muss das kalt sein! Die meistens flach verlaufende Hauptstrasse auf den Lofoten sieht aus wie ein amerikanischer Highway. Die Weite der Landschaft, unterbrochen von aneinandergereihten Berggipfeln mit Hochgebirgscharakter, ist allgegenwĂ€rtig. Hier ist trotz allem ein Radlerparadies! Ich hatte noch nie zuvor so viele glĂŒckliche Gesichter von Radfahrern gesehen! Beneidete ich sie etwa?


Hier oben im Norden kann es ganz schnell einen Wetterwechsel geben. Soeben schien noch die Sonne und hinter der nĂ€chsten Biegung finden wir uns im nasskalten Dunst wieder. Der eben verblĂŒhte Flieder, die frisch gepflanzten StiefmĂŒtterchen in den GĂ€rten, die gelben Wiesenblumen und das Wollgras stört das aber recht wenig. Im ĂŒbrigen begegnen wir u.a. Schafen auf der Strasse, einigen MĂŒcken, Lachsen in ihrer Treppe, Elchen auf den Verkehrszeichen und laut kreischenden Vögeln in WassernĂ€he. Hier gedeihen Minibrombeeren, Möhren, Kartoffeln und auch Erdbeeren haben wir in den VorgĂ€rten entdeckt.
Eine weitere Entdeckung ist ganz anderer Art: Hier gibt es unter anderem ein Skiloipe, die im Sommer natĂŒrlich ein Wanderweg ist. SelbstverstĂ€ndlich ist sie mit Strassenlaternen ausgestattet, damit im Winterhalbjahr hier ordentlich Ski gelaufen werden kann. Die dazugehörige Sprungschanze sahen wir schon in Tromsö. Der Schanzenauslauf geht dort fast bis zum Meer.


Es ist gut, sich ab und zu mal in einem TouristbĂŒro sehen zu lassen, denn dort stellten wir fest, dass wir die FĂ€hre zum Festland vorreservieren mĂŒssen.
Es wird aber noch einen Tag dauern, bis wir das sĂŒdliche Ende der Lofoten erreichen wollen.
Eine ordentliche Wanderung hoch in die Berge wollen wir noch machen. Daraus wird eine Fotosession von spektakulĂ€ren Wolkenbildungen ĂŒber BergkĂ€mmen, von Freikörperkultur auf Schneefeldern, Ausblicken ĂŒber tiefen AbgrĂŒnden und das Entdecken von wegzeichnenden SteinmĂ€nnlein.
Auch dieser Tag war wieder ein gÀnzlicher Sonnentag, ohne Sonnenbrille nicht auszuhalten.
Am nÀchsten Tag war dort Nebel.
Schliesslich erreichen wir nach schaukelnder Überfahrt und Whale Watching gratis, wieder das norwegische Festland. Wir befinden uns in Höhe des Saltstraumens, welches ein von Ebbe und Flut beeinflusstes Naturschauspiel der Extraklasse ist.
Unser Weg fĂ€hrt ĂŒber Narvik (Eisenerzhafen) wieder gen Norden. Einen Ausflug nach Finnland können wir uns nicht verkneifen. Sobald wir die norwegischen Fjorde Richtung Binnenland verlassen haben, wird der Himmel dunstig, es wird merklich kĂŒhler und auf endlos scheinender Strasse strampelt ein einsamer Radfahrer.
Unser nördlichster Punkt sind die Lyngen Alpen, kurz vor Storslett, wo die Gletscher bis an Meer heranreichen. Eine Fahrt bis zum Nordkap hatten wir uns gleich zu Beginn aus dem Kopf geschlagen, denn
wir hatten richtig vermutet:

Die Lofoten wĂŒrden uns 14 Tage lang in ihren Bann ziehen.

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