TRANSATLANTIK-PASSAGE

Eine Reise mit der Queen Mary 2 von New York nach Hamburg




NEW YORK



“50 Mill. Gäste peilt New York für 2012 an. Vergangenes Jahr waren es 45 Millionen. Die Stadt war damit erstmals seit 20 Jahren wieder das TOP-Ziel in den USA.” so heißt es in einer Fachzeitschrift im Januar 2010.

Einer von diesen Touristen waren wir für drei Tage im Juli 2007. Soll ich Ihnen von unseren Erlebnissen berichten? Nein, das geht nicht! Für New York gilt nur eines: Sie müssen diese Stadt selbst erlebt haben. Entweder Sie lieben sie anschliessend oder machen in Zukunft einen Bogen.


Die drei Inder am Time Square

Bei uns sahen die AHA-Effekte so aus:
Wir gaben am Sonntagmorgen während unserer ersten Schritte auf den menschenleeren(!) Straßen Auskunft wo der Time Square ist. Es waren drei Inder, die wie wir als gerade angekommene Gäste der Stadt noch in ihrer heimatlichen Zeit lebten. Stellen Sie sich vor- es war keiner weiter da, den sie fragen konnten! Oder sahen wir zu dieser Stadt so sehr zugehörig aus?


Erlebnis Rockefeller Center

Im weiteren Verlauf unserer touristischen Wege standen wir morgens um 8 Uhr auf dem Rockefeller Center, sangen Gospels zwischen schwarzen Kirchgängern in Harlem und trafen in einem Supermarkt einen in Amerika einheimisch gewordenen Sachsen. Wir tummelten uns zwischen business men auf der Wallstreet, beobachteten das bunte Treiben in Greenwich Village und Chinatown, machten autogenes Training zum Kräfte sammeln im Central Park und umrundeten Manhattan mit dem Schiff.


Von einem Ticketverkufer an der Straßenecke wurden wir nachmittags zwischen endlos scheinenden Menschenmassen wiederentdeckt und gegrüßt nachdem wir morgens mit ihm geschwätzt hatten…..unglaublich.






Am Washington Square

Da glauben Sie nicht, daß wir uns endgültig dazugehörig fühlten? Es ist einfach so: Von New York wird man sofort gefangen genommen, ob er/sie will oder nicht! Sich zu wehren funktioniert nicht. Der krönende Abschluß im wahrsten Sinne des Wortes war der Besuch einer hübschen Bar
hoch oben auf einem Hoteldach in lauer Sommernacht. Der Straßenverkehr war weit weg, die Lichter der umliegenden Hochhäuser so nah und der Himmel voller Sterne. Wir hatten während dieser drei vollen Tage einige Pläne verwirklichen können, haben uns aber auch treiben lassen, waren offen für Überraschungen und auf jeden Fall reif für eine Erholungs-Phase.
Die Voraussetzungen dafür waren am Morgen unseres 4. Tages bereits eingetroffen und zwar in Form eines der schönsten Kreuzfahrtschiffe, der Queen Mary 2 in Brooklyn. Gerne hätten wir das Einlaufen dieses Megaliners beobachtet. Beim Auslaufen würden wir am selben Abend 17 Uhr als Passagier jedoch dabei sein. Bis dahin haben wir noch die letzten Dollar ins gegenüberliegende Macy`s gebracht und das Taxi bezahlt.
Europa wir kommen!

QUEEN MARY 2





Zu Hause hatten wir uns gegenseitig gestanden, warum wir uns wohl für 8 Nächte auf einem Schiff einbuchen, von welchem aus wir nicht einmal Ausflüge an Land machen konnten! Dieser Gedanke verflog spätestens als wir dieses riesige und elegante Schiff am Kai in Brooklyn liegen sahen. Es würde gewiß spannend werden. Von unserer schicken Außenkabine mit Balkon konnten wir mit unserem Glas Sekt in der Hand beobachten, daß es Zuspätkommer waren, die uns am pünktlichen Ablegen hinderten. So etwas hielt ich bisher für unmöglich! Na klar, die Queen Mary 2 würde diese halbe Stunde bei der langen Transatlantik-Passage von New York nach Hamburg lässig kompensieren können.

Später verfolgten wir an Deck ganz aufgeregt die knappe Durchfahrt unter der Verranzano-Narrow-Brücke, die Staten Island und Brooklyn verbindet. Wenig später verschwanden wir im Nebel des Atlantiks genauso wie das winzige Boot des Lotsen – nur in die andere Richtung. Uns erwartete der bewegte nördliche Atlantik. Wir würden Sable Island passieren, die Titanic sowieso und 3000 Seemeilen absolvieren mit dem Ziel Southampton als Zwischenstopp für uns als zwei von etwa 600 deutschen Passagieren.


Ein weiterer deutschen Passagier war uns bekannt: Herr Kachelmann. Er war zu dieser Atlantik-überquerung engagiert worden, um interessante Vorträge/ Dialoge mit den Zuschauern zum Thema Wetter zu halten. Im großen Theater war sowieso immer für Abwechslung gesorgt; sogar ein Gottesdienst fand dort statt – gehalten vom Kapitän, assistiert von einem Offizier an der Elektronik-Orgel. Dem Kapitän und seinen Offizieren konnten wir bei ihren eigentlichen Verpflichtungen auf der Brücke bestens zuschauen.

Ein zur Brücke rückwärtiger Raum mit breiter Glasfront war für technisch und nautisch Interessierte Gäste vorgesehen. Welch ein toller Platz auf diesem Schiff! Schon hier konnte ich Stunden verbringen oder immer wieder vorbeikommen. Vorbeikommen? Die Wege sind lang!


Es ist ratsam, allerlei nützliche Dinge mit sich herumzutragen. Das heißt für Frauen: Nehmt ein Handtäschchen mit für ein Halstüchlein, ein Jäckchen, eine (weitere) Brille, den Schiffsplan, Lektüre..man weiß ja nie, was einem unterwegs in den Sinn kommt und die Kabine ist weit weg. Organisieren Sie sich Zettelwirtschaft in der Kabine, falls Sie sich Ihre Wege und Interessen mal trennen. Das ist recht sinnvoll wenn sie Ihrem Partner aufschreiben: Bin im Queens Room zum 5er-Clock-Tea, komme nach dem Fotoseminar in die Kabine, liege auf Deck 12 bis …Uhr am Pool, gehe heute im Kings Court essen, vergiss nicht die Autogrammstunde in der Bibliothek u.v.m.


In der ersten Nacht wurden wir durch den Lautsprecher in der Kabine in helle Aufregung versetzt, als ein Ruf an alle Besatzungsmitglieder versehentlich bis in die Kabinen geschaltet war. Eine Entschuldigung kam prompt vom Kapitän am nächsten Tag. Genau um 12 Uhr teilte er uns immer wichtige Neuigkeiten zum Kurs oder zum Wetter mit. Daran konnten wir auch spätestens erkennen, ob wir unsere Uhren umgestellt hatten. In Richtung Europa ist der Tag auf dem Schiff immer eine Stunde kürzer.



Je länger wir alle auf dem Schiff unterwegs waren, umso gelassener wurden alle Passagiere. Hier hatte keiner Eile, es gab unendlich viel Zeit zum Lesen, zum Unterhalten, zum Beobachten, zum Schlafen, Sport treiben, Saunieren, Bummeln und einfach nur DA SEIN.
Auf den hinteren Decks an den Pools war etwas Musik zu hören.


Generations- und nationsübergreifend wurden an Deck Spiele gespielt.
Alle Altersgruppen waren an Bord vertreten. Die Teenis trafen sich wie auf einer italienischen Piazza in einem weiten Flur oder spielten Tischtennis neben dem Innenpool, die Jugendlichen gingen abends in die Szene-Bar G32 zur Party. Ganz gediegen bei Piano-Musik sass das ältere Publikum und die Raucher im Commodore Club – ein Deck unter der Brücke mit fantastischer Aussicht.



War ich nicht auf einem Schiff? Wo sind wir gerade? Wie ist heute das Wetter? Im Sturmschritt steuerte ich das frei zugängliche Deck unterhalb der Brücke an und liess mir den Atlantikwind frontal gehörig um die Nase wehen. Niemand war mir dabei im Wege. Wo waren denn die anderen 2598 Passagiere nur geblieben?





Auch wenn gesagt wird, solch ein großes Schiff sei wie ein Stadt – na und? Es ist genug Platz für alle da! Von meinem Beobachtungsposten in der hellen Veranda des Kings Court Restaurants konnte ich eines Nachmittags herrlich sitzen, lesen, Kaffee trinken und beobachten. Draußen zischte die salzige Gischt bis auf`s Deck und liess es von den Rettungsbooten “regnen” – das Salz blieb liegen. Bei trotzdem warmem Wetter spazierten die Leute vorbei, Jogger Innen waren unterwegs, Crewmitglieder schwangen mit Farbe die Pinsel. überall war Geschäftigkeit im Gange und wir waren mittendrin.


Die Atmosphäre an Bord versprühte gute Laune und ein perfektes Urlaubsgefühl. Hut ab vor allen Crewmitgliedern, die hier, obwohl es ihnen niemals anzumerken war, Höchstleistungen boten.

Ausflüge vermißten wir überhaupt keine, denn Termine gab es genug auf den Tagesplänen, die abends auf dem Bett lagen. Sich zum Abendessen etwas Besonderes anzuziehen, gehörte ebenso zum Tagesprogramm. Zugegeben: Wir gingen, nein wir schritten jeden Abend zum Essen ins Britannia-Restaurant und wählten dafür sogar einen Umweg! Der einzige Grund war, diese schöne geschwungene Treppe unter der dezenten Aufmerksamkeit der Stewards hinunter zu schreiten. Dieses Vergnügen liefen wir uns nicht entgehen.


Schliesslich freuten wir uns auch auf unsere Gesprächspartner am Tisch und da wir die zweite Sitzung gebucht hatten, konnten wir nach dem Dessert noch etwas sitzen bleiben. Selbst die Kellner waren dann für einen Small Talk zu haben.


Die Reise mit der Queen Mary2 war für uns eine schöne Erfahrung. Es mag zwar philosophisch klingen, aber es ist so: Acht Nächte auf einem Schiff mitten auf dem Atlantik ist eine Reise zu sich selbst. Schliesslich muss jeder mit sich selbst etwas anzufangen wissen.


Morgens schwamm ich mehrere Runden, unterhielt mich lange mit dem deutschen Concierge der Queens Grill Suiten, war im Kino, im Theater, war bei drei Vorträgen/Gesprächen des Herrn Kachelmann, genoss die hervorragende Tanzmusik der Big Band. Zum Lesen bin ich nicht gekommen, dazu war es einfach zu interessant an Bord. Der einzig richtig faule Urlaubstag bei dieser Überfahrt war der letzte. Wir fuhren nur noch mit 18 Knoten (30 Knoten Maximum) von Southampton nach Hamburg. Von der Liege aus betrachteten wir die ostfriesischen Inseln und Helgoland gleichzeitig. Die Flut gab uns vor, wann wir in die Elbe fahren durften.


Diese Reise war ein tolles Erlebnis.
Der Weg war das Ziel.
Cunard Line bringt mit diesem ganz besonderen Schiff die langsame Art des Reisens wieder ins Gespräch, was wir in unserer schnelllebigen Zeit so sehr nötig haben.

Stehen Sie in diesem Moment mit einem Glas Sekt in der Hand an der Reling und geniessen das Blitzlichtgewitter von Cuxhaven aus auf Ihr Schiff, gibt es nichts hinzuzusetzen, wirklich nichts.



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