OBERBAYERN / MITTENWALD IM JUNI 2013



Wo ist denn nun Oberbayern? Wir einigen uns untereinander so: Oberbayern ist auf den Bergen und Niederbayern ist im flachen Unterland. Oder erklärt uns bitteschön ein Einheimischer den lokalen Unterschied dieser Begriffe am bayrischen Bier-Stammtisch falls wir uns überhaupt verständigen können? Im nächsten Alpenurlaub auf deutschem Boden muss ich diese Wissenslücke wohl mal schliessen.


Am ersten Tag wird es schon spannend. Metallene Wege in luftiger Höhe machen uns begreiflich: Hier herrschen andere Dimensionen als im Erzgebirge.




In Augenhöhe sehen wir die lieblichsten Blüten am steilen Fels der Klamm und fest verwurzelt im Dekolleté einer entgegenkommenden Wandersfrau…

Bevor es richtig in die Berge geht, werden aber erst noch die Füsse trainiert.
Der 1,6 km lange Barfusswanderweg am Kranzberg bei Mittenwald bietet eine Vielfalt von Sinneseindrücken und wunderbare Ausblicke auf Wetterstein und Karwendel.
Der Ausgangpunkt mit Schuhregal und Möglichkeit für die abschliessende Fusswäsche liegt an der St. Anton-Hütte wenige Gehminuten oberhalb der Bergstation der Sesselbahn.




Sind die Alpen mitten in Europa nicht grossartig?
Wir suchen uns am nächsten Tag einen Gipfel aus und gehen los.
Mit der Herzogenstandbahn mogeln wir uns aber erst mal in die Höhe.


Das Erlebnis Gipfelkreuz ist wohl nicht das, was wir uns erhofft haben. Die vielen Tagesausflügler aus dem Raum München haben wohl die gleiche Idee am Samstag wandern zu gehen. Man lernt immer wieder etwas dazu – in der eigenen Reiseplanung.






Uns bleibt viel Zeit zum Stehenbleiben um die Natur im wahrsten Sinne des Wortes etwas näher zu betrachten.


Reichlich Vegetation sorgt dafür, dass die Blicke nicht ungehindert in die Tiefe gehen.


Der freie Blick vom heimischen Balkon lässt uns die Anstrengungen vom Wandertag auf dem Gratweg zwischen “Ober- und Niederbayern” vergessen.

Am nächsten Tag fahren wir ins Herz des Karwendelgebirges.
Früh zeitig, bevor der offizielle Bus fährt, sind wir schon am Endes de Ahornbodens in Hinterriss und nehmen uns den Aufstieg zur Falkenhütte vor mit 800 Höhenmetern am Stück und dieselbe Strecke wieder zurück.
Wir können uns einbilden durch die vereinzelten Aufstiege auf unserer Weinbergstreppe in Radebeul mit 365 Stufen einigermassen im Training zu stehen.


Am Fuße der Laliderer-Wand fällt uns ein rotes “H” auf einem Stein auf.
Das ist wohl das Zeichen für den Helikopterlandeplatz, der sich rechts daneben in Handtuchgröße befindet.
Dort landete der Hubschrauber, der Verunglückte aus der Wand geholt hat.
Die heutige Generation meidet sie.
Dazu Folgendes:
“Es ist still geworden in den Lalidererwänden”. Franz Konstenzer, seit vielen Jahren Hüttenwirt auf der Falkenhütte, resümiert: “Früher war unsere Hütte ein richtiger Kletterstützpunkt. Heute hat sich alles total anders entwickelt. Die Besucher sind hauptsächlich Bergwanderer und Mountainbiker. Walter Spitzenstätter, Jahrgang 1940 und einer der stärksten und komplettesten Alpinisten seiner Generation, kann das bestätigen: “Wir lesen im Buch, das in der Biwakschachtel ausliegt, von etwa fünf Begehungen verschiedener Anstiege in einem Jahr. Auch wenn sich nicht jeder dort einschreibt, kann man doch sagen, dass die Zeiten, als mehrere Seilschaften gleichzeitig an jedem schönen Sommertag in den Routen unterwegs waren, sicher vorbei sind.”

Die Kletterer von heute sind vielleicht etwas zu verwöhnt. Wenn da nicht alle paar Meter ein Bohrhaken steckt und eindeutige Standplätze eingerichtet wurden, sind etliche bereits überfordert.


Ein Teil der Laliderer Wand


Warum hier keiner sitzt trotz des schönen Wetters? Nun ja, es ist Anfang Juni, Wochentag, Kletterer machen nicht mehr die Masse an Gästen aus. Die Hütte verspricht trotzdem Atmosphäre und wir trinken genüßlich eine kühle Milch.
Mit zwei Wanderern vereinbaren wir später, daß wir sie bis zu Ihrem Auto im Mittelteil des Tales mit zurücknehmen. Sie hatten sich etwas in Raum und Zeit verkalkuliert.


Der Abstieg sieht zwar hier noch harmlos aus aber jeder Schritt nach unten will nach der nächsten Kurve wohlbedacht sein und es geht über ein Schneefeld…





Ein Abendessen im Flußbett! Man gönnt sich ja sonst nichts.
Kräuterkäse von dem Alm, italienischer Rotwein,
Oliven und frisches Brot dazu.
Die Isar fließt glucksend an uns vorbei, die Sonne geht langsam unter, unsere Schatten werden länger……auf unserem 12-Meter-Balkon bei Familie Bader stoßen wir noch einmal an und genießen die Berge, die uns umgeben.


Fazit:
Auch ein Reisebüro-Inhaber findet mitunter nur im lokalen Gastgeberverzeichnis sein ideales Quartier.
Hier die Aufklärung über Ober- und Niederbayern:
Vor uns breitete sich also Oberbayern, obwohl es ein flaches Land ist, in Richtung Norden aus. Niederbayern beginnt noch vor Landshut und reicht über die Donau bis in den Bayrischen Wald.


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